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H. P. Lovecraft: Der alte Pfad

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Niemandes Hand hielt mich zurück,

Als ich den alten Pfad entdeckt.

Über den Berg, der Blick ging weit,

Erweckte die Vergangenheit.

Der Baum, der Garten wohl bekannt,

Wie jeder Stein auf diesem Land.

Ich trug sie alle frisch in mir,

Als wär’s noch nicht sehr lange her.

Ich wusste um das Schattenspiel,

Wenn oben, hinter Zaman’s Hill

Der Mond sein Licht ins Tal ergoss,

In tiefer Nacht, drei Stunden noch.

Der Pfad ward steil, der Pfad ward eng,

Als ob er in den Himmel ging.

Der Hügelkamm war wie ein Tor,

Doch ohne Furcht stieg ich empor.

Hinauf, hinauf, mit großen Müh’n,

Das Mondlicht ließ das Tal erglüh’n,

Und Dach und Giebel fahl erhellt,

Als wär’n sie nicht von dieser Welt.

Da kommt der Wegstein, noch ein Stück.

„Zwei Meil’n bis Dunwich“ — gleich, der Blick

Auf Türme fern und Dächer weit.

Zehn Schritte noch, ich bin bereit …

 

Niemandes Hand hielt mich zurück,

Als ich den alten Pfad entdeckt.

Dort, aus der Dunkelheit gebor’n

Ein Tal der Toten und Verlor’n.

Und über Zaman’s Hill stand schon

Ein niederträcht’ger Sichelmond,

Der schimmern ließ manch steinern Wand,

Die mir seit jeher unbekannt.

Unwirklich glühten Feld und Moor.

Ein dichter Nebel stieg empor,

Sich kräuselnd über Baum und Kraut,

Die meiner Seele unvertraut.

Ob dieser Szene ward mir klar,

Dass die Vergangenheit nie war —

Und ich war auch nicht auf dem Pfad

Zu jenem altvertraut Gestad’.

Nur Nebel und dahinter zieh’n

Im Sternenstrom die Galaxien.

Niemandes Hand hielt mich zurück,

Als ich den alten Pfad entdeckt.

 

 

Übersetzung aus dem Englischen: Tom Hillenbrand

 

 


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